Auf nach Chorough – oder doch nicht?

Der nächste Tag. Es ist dreiviertel sechs (am Morgen!!!) und es klopft an der Tür. „Der KGB holt uns ab!“ denke ich und stehe Habt Acht im Bett. Es ist aber nur der Chef, der uns aufmerksam macht dass es jetzt Wasser gibt, aber nicht lange. Also flugs aus den Federn, waschen und Klo gehen solange aus dem Hahn was rauskommt. Zur Sicherheit steht zwar auch ein Kübel Wasser in der Badewanne, aber der ist nur Reserve. Wir frühstücken mit dem Chef, der uns noch eine Portion Mandeln mit auf den Weg gibt. Rasch noch ein paar Fotos und los geht’s.

Es sind noch etwa siebzig Kilometer nach Kulob und die Straße ist okay. Wir cruisen dahin, nur gelegentlich gestoppt von den unzähligen Polizei- und Militärkontrollen. Alle sind aber freundlich, wollen nur unsere Pässe auswendig lernen und unsere Namen in dicke Bücher schreiben. Ein Soldat will unbedingt Fotos mit uns machen, kommt dann aber drauf dass die Kalaschnikow eigentlich nicht drauf sein sollte und ersucht mich, sie wieder zu löschen, You Song hat ihn aber auf ihrem Handy voll bewaffnet drauf, hihi.

Wir kosten noch von den Früchten eines Maulbeerbaums und von den Teigtaschen der Soldaten, dann fahren wir weiter. You Song leider mit einem Schneidezahn weniger, den hat sie sich gerade ausgebissen. Ich liebe sie trotzdem und tröste sie mit der Aussicht auf eine Reparatur in Korea.

Von Kulob zweigt eine Nebenstraße ab Richtung M41 und Pamir. Vor der habe ich mich schon tagelang gefürchtet, denn auf der Straßenkarte ist sie gelb als „Nebenstraße“ eingezeichnet, während alles was wir bisher gefahren sind – auch der Trampelpfad durch die Hügel gestern – rot als „Hauptverkehrsstraße“ prangt. Wie wird die wohl aussehen? Brauchen wir dafür Steigeisen?

Es geht erstaunlich gut asphaltiert den Berg hoch, wird aber bald schottrig, wenn auch nicht so extrem wie gestern. Auf der Passhöhe dann wieder mal ein Schlagbaum und dahinter der Himmel. Eine nagelneue asphaltierte Traumstraße, die auch in Europa nicht besser sein könnte. Entgegen unserer Befürchtung dass das wohl nur ein paar Kilometer sein werden geht der Asphalttraum fast die ganze Strecke bis zur Kreuzung mit der „harten“ Strecke von Duschanbe.

Nur die letzten paar Kilometer schleichen wir wieder über Schotter und Schlaglöcher. Zuvor aber fahren wir durch ein großes Panorama: ein grünes Tal mit Dörfern an einem Fluss, eingerahmt von majestätischen Bergriesen bei blauem Himmel und herrlichem Sonnenschein. Das ist der beste Tag unserer Reise bisher und allein deswegen haben sich die zehntausend Kilometer Anreise gelohnt. Mehrere Stunden fahren wir entlang der Grenze zu Afghanistan, nur durch den schmalen aber reißenden Fluss getrennt. Fallweise sehen wir auch drüben Dörfer und Menschen oder Soldaten.

Bei der Kreuzung mit der M41 steht ein kleines Dorf, wir tanken und obwohl es noch früher Nachmittag ist wollen wir eigentlich nicht mehr weiterfahren. Ein kleines Gästehaus ist schnell gefunden und für den Rest des Tages ruhen wir uns aus.

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