Welcome to Kasachstan

Schönes Wetter als wir losfahren und die kasachische Grenze ist auch nicht weit. Ich schleiche mit vierzig dahin um den kirgisischen Räubern keinen Anlass zu bieten uns zu piesacken. Alle anderen brausen an uns vorbei, aber das ist mir egal. Kein Lösegeld mehr von mir in Kirgisistan. Schon sehe ich das Zollhaus nach Kasachstan, davor ein offener Schranken. Ich rolle langsam vor, da – ein schriller Pfiff! Aus einem Häuschen auf der linken Seite naht ein Uniformierter. Scheiße! Doch noch erwischt. Absteigen, Pässe zeigen, mitkommen. Ob ich nicht gesehen habe, dass man hier stehenbleiben muss? Nein, habe ich nicht, umso weniger als auch alle anderen Einheimischen durchfahren. Der General wedelt mit seinem Protokollblock. Den kenne ich schon vom letzten Mal. Dann öffnet er die Schreibtischlade und sagt „Dreißig Dollar.“ Natürlich auf Kirgisisch aber ich weiß schon was gemeint ist. Ich versuche auf armer Student zu machen aber irgendwie nimmt er mir das nicht ab. Vielleicht die weißen Haare im Bart? Im Verhandeln bin ich schwach, ich sehe fünfzehn hungrige kirgisische Kinder um einen leeren Tisch sitzen, die warten bis der Vater Essen nach Hause bringt. Also stecke ich dreißig Dollar in den Opferstock und reiße mich zusammen, nicht noch zwanzig weitere hinterher zu werfen. Dann dürfen wir die zwanzig Meter bis zum Zollhaus weiterfahren.

Dort geht es relativ rasch, You Song muss absteigen und den Weg für Fußgänger nehmen, ich kämpfe mich mit dem Motorrad durch zwei, drei Stationen, bevor mir ein Mensch mit einer besonders großen Mütze bedeutet: „Nach links in die Halle zur Zollkontrolle!“. Dort nehmen sie’s eher locker, nachdem wir die Frage, ob wir Marihuana mithaben verneinen (ich schaue wahrscheinlich  doch noch wie ein verkrachter Student aus) müssen wir nicht unser ganzes Gepäck auspacken sondern unterhalten uns mit den Zollkontrolloren wiederum über die BMW. Dann öffnet sich das Tor und wir sind in Kasachstan.

Kasachstan präsentiert sich als weites, grünes, hügeliges Land. Eine nette Abwechslung nach der schroffen Bergwelt in Kirgisistan. Nach Almaty sind es nur etwa zweihundert Kilometer, die Straße ist gut und es wartet auf uns das Intercontinental Hotel, wo wir dankenswerter Weise zwei Tage lang auf Einladung der Firma Youngsan bleiben werden.

Wer uns jetzt beneidet: wer das Intercontinental und das Sheraton will muss auch Bachtiyurts Straßenkehrerhütte, die Fernfahrerquartiere und die urigen Ziegenhirtenbehausungen auf dreitausend Metern Höhe nehmen. Außerdem warten noch jede Menge russische Buden und mongolische Yurten auf uns. Morgen machen wir uns dann auf den Weg.

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